ESG ist mehr als nur Umweltschutz
Weshalb eine ESG-Berichterstattung?
Nachhaltiges Handeln ist ein globales Thema geworden. Es kann nun eindeutig ein Bewusstseinswandel vieler Menschen und Institutionen beobachtet werden, der hoffentlich rasch zu entsprechendem Handeln führt. Als grosse Vermögensverwalter stehen auch die Pensionskassen im Fokus. Über ihre Investitionen vermögen sie Einfluss zu nehmen und können im Idealfall dazu beitragen, dass diese sozial-, umweltverträglich und ethisch korrekt Wirkung erzielen.
Die Previs hat sich mit ihren über 40‘000 Versicherten und Rentnern nicht erst mit der Klimadiskussion und dem Auftreten von Greta Thunberg entsprechenden Werten verpflichtet. Sie positioniert sich aber in diesem Thema auch nicht in einer extremen Weise, dazu sind unsere Anschlüsse und Versicherten zu heterogen ausgerichtet.
Bereits 2011 hat der Geschäftsführer die Ausbildung zum «WWF leader for sustainable finance» abgeschlossen. In der Folge hat die Previs dann schrittweise eine ESG2-Strategie aufgebaut und laufend implementiert. 2019 hat der Stiftungsrat mit der Nachhaltigkeitsgrundstrategie das Eigenverständnis der Previs zur Nachhaltigkeit und zur Ausrichtung nach der ESG-Systematik dokumentiert.
Mit der Berichterstattung zu unserer Tätigkeit im Rahmen der ESG-Themen wollen wir die bisherigen Anstrengungen der Previs zeigen und in Zukunft über die Fortschritte berichten. Und nicht zuletzt gehen wir davon aus, dass die Pensionskassen wie auch viele andere Firmen über kurz oder lang durch den Regulator zu einer entsprechenden Berichterstattung verpflichtet werden dürften.
Das Eigenverständnis der Previs zu ESG
Im Rahmen ihrer gesetzlichen vorgegebenen Sorgfaltspflicht hat eine Vorsorgeeinrichtung ein Risiko-management zu führen. Dieses berücksichtigt, wie weit ihr Handeln Auswirkungen auf die künftige Entwicklung des Vorsorgeauftrags zugunsten der Destinatäre der Vorsorgeeinrichtung hat.
Im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie beurteilen wir, wie weit unsere Massnahmen das Risiko der Vorsorgeeinrichtung positiv beeinflussen auch in Zukunft den Auftrag der Renditeerwirtschaftung und damit die Zahlung der Renten erfüllen zu können.
Konkret beinhaltet die Nachhaltigkeitsstrategie die nachfolgenden drei Kernaktivitäten, auf die die ESG-Grundsätze Anwendung finden sollen:
1. Nachhaltige Vorsorgeprodukte:
Wir gestalten die Vorsorgepläne, die in Aussicht gestellten Leistungen und deren Finanzierung so, dass den nachfolgenden Generationen aus der strategischen Ausrichtung möglichst keine Nachteile entstehen.
2.a Nachhaltige Vermögensanlagen
a) Finanzanlagen:
Wir richten die jeweiligen Portfolios so aus, dass unter Einbezug der Risikopolitik der Previs und unter Berücksichtigung der notwendigen Renditen eine zielgerichtete, schrittweise Steigerung der Nachhaltigkeit der Anlagen erreicht werden kann.
b) Direkte Immobilienanlagen:
Wir sind überzeugt, dass die nach den Grundsätzen der Nachhaltigkeit erstellten und unterhaltenen direkten Immobilien langfristig eine höhere Werthaltigkeit und eine höhere Performance ausweisen.
3. Nachhaltige Organisation:
Wir richten die Organisation und das Führungsmodell so aus, dass die Entscheide und Massnahmen auf langfristige Sicht gefällt und die Mitarbeitenden der Previs in ihrem treuhänderischen Handeln gestärkt und gefördert werden.
Daraus leiten wir die folgenden übergeordneten Aussagen zur Nachhaltigkeit der Previs ab:
- Die Previs bekennt sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten und unter Berücksichtigung der Heterogenität ihrer Destinatäre zur nachhaltigen Entwicklung.
- Ihre Massnahmen richtet sie dabei auf die Kernaktivitäten Vorsorge und Vermögensanlagen sowie die eigene Organisation aus.
- Die Previs orientiert sich bezüglich Nachhaltigkeit an anerkannten Standards und rapportiert die Ergebnisse der Massnahmen wenn möglich über messbare Kriterien.
Schöne Worte, dieses Eigenverständnis – aber wie wird es umgesetzt?
In den drei Kernaktivitäten löst die ESG-Ausrichtung zahlreiche, zum Teil unterschiedliche Massnahmen aus. Die Stossrichtungen dieser Massnahmen orientieren sich je nach Kernaktivität auch an anderen Schwerpunkten der ESG-Systematik.
In den folgenden Zeilen beschreiben wir für jede Kernaktivität einzelne Stossrichtungen und Massnahmen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
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2 Environmental (Umwelt), Social (Gesellschaft), Governance (Unternehmensführung) sind die drei Kernelemente.
Vorsorgeprodukte
Damit sind wir mitten in der ursprünglichen Ausrichtung der 2. Säule aber auch in der aktuellen politischen Diskussion um Umwandlungssatz, Verzinsungen etc. Der Stiftungsrat richtet seine Strategie bezüglich dieser versicherungstechnischen Eckwerte grundsätzlich so aus, dass er damit die laufende Umverteilung zwischen aktiven Versicherten und Rentnern mildern kann. Dies gelingt gerade in unsteten (Kapital-)Märkten und infolge immer stärkerer Regulierung nicht immer nach Wunsch. Entsprechend ist die Previs gezwungen, über die Reservepolitik den Handlungsspielraum zu vergrössern.
Finanzanlagen
Direkte Immobilienanlagen
Am direktesten in die Nachhaltigkeit eingreifen kann die Previs bei den eigenen Immobilieninvestitionen. Allerdings befinden wir uns hier in einem sehr langfristig ausgelegten Anlagebereich, sodass Änderungen im Sinne von ESG hier nur in kleinen Schritten und langsam vollzogen werden können
Um die Nachhaltigkeitsthemen sachgerecht im strategischen und operativen Immobilienmanagement einzusetzen und transparent zu machen, setzen wir auf branchenübliche Standards:
ESI-Rating (Economic Sustainability Indicator): ESI erlaubt eine abgestufte Beurteilung der Nachhaltigkeit aus einer Risikooptik und beschreibt das Risiko eines potenziellen Wertverlustes bei Immobilien aufgrund zukünftiger Entwicklungen. Um die Entwicklung über den Zeitverlauf sichtbar zu machen und den Erfolg zu messen, unterziehen wir unsere Immobilienanlagen mindestens alle fünf Jahre einem anerkannten ESI-Rating.
SNBS Standard (Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz): Mit dem SNBS Hochbau wurde ein übergreifendes Konzept für das nachhaltige Bauen in der Schweiz geschaffen. Er deckt das Gebäude an sich und den Standort im Kontext seines Umfeldes ab. Er ermöglicht es, die Bedürfnisse von Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt gleichermassen und möglichst umfassend in Planung, Bau und Betrieb mit einzubeziehen.
Eine Zertifizierung nach den erwähnten Standards streben wir aber nicht um jeden Preis an. Wichtig sind uns qualitativ optimierte Projekte, die beispielsweise in Zusammenarbeit mit den Experten des SNBS zustande kommen können. Eine Zertifizierung um der Zertifizierung willen erlaubt uns unsere treuhänderische Verantwortung gegenüber unseren Destinatären hingegen nicht.
Wir bewirtschaften unser Immobilienportfolio nach Zielvorgaben und Kennwerten, die sich an der Energiestrategie des Bundes orientieren, und setzen diese im Rahmen unserer Instandsetzungsplanung (langfristig) und der Gebäudeoptimierungen (kurzfristig) um.
Wir reduzieren den Gesamtenergieverbrauch mit Fokus auf Heizung, Wasser und Warmwasser sowie Elektrizität. Wo immer möglich, ersetzen wir fossile Energieträger durch erneuerbare. Die Treibhausgasemissionen (CO2) reduzieren wir unter Beachtung von gesetzlichen Auflagen und Rahmenbedingungen. Wir achten bei der Erstellung und Erneuerung von Immobilien auf eine zeitgemässe, lage- und zielgruppengerechte Umsetzung der Mobilitätskonzepte und sind bestrebt, den motorisierten Individualverkehr und damit den CO2-Ausstoss zu reduzieren. Wir achten auf eine möglichst umweltschonende Erstellung (graue Energie) und sind bestrebt, baubiologisch unbedenkliche Baustoffe und Materialien einzusetzen. Die Bewohner und ihr Nutzerverhalten spielen eine wichtige Rolle in der «Nachhaltigkeitskette» einer Liegenschaft. Wir sind deshalb bestrebt, unsere Mieter entsprechend aufzuklären und zu motivieren.
Organisation
Mit unserem Führungsmodell zielen wir auf eine langfristige gemeinsame Zukunft mit unseren Mitarbeitenden. Zudem verpflichten wir diese auf eine Kundencharta, die unsere Dienstleistungsausrichtung für alle sicht- und erlebbar macht.
Unsere Werte übertragen wir auch auf unsere Partner. Wir erwarten von unseren Partnern nichts, was wir nicht auch von uns selber verlangen. Wir erwarten aber auch, dass unsere Partner die Werte der Previs bezüglich Nachhaltigkeit berücksichtigen.
«Kein einziger Tag lässt sich leben, ohne auf die Umwelt Einfluss zu nehmen. Jede Handlung hat Konsequenzen, und jeder muss für sich entscheiden, was er mit seinen Handlungen bewirken möchte.»
Jane Goodall, Primatologin und Anthropologin, Gründerin Jane Goodall Institute, UN-Friedensbotschafterin
Stefan Muri
Geschäftsführer