Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser

Üblicherweise lassen wir im Frühling den Geschäftsabschluss des Vorjahres Revue passieren. Angesichts der tragischen Ereignisse im Osten Europas tritt das wohl eher in den Hintergrund. Denn was nützt die beste berufliche Vorsorge, wenn solches Grauen den Menschen die gesamte Existenzgrundlage entziehen kann? Trotz allem wollen wir Ihnen den Blick zurück ins Jahr 2021 nicht vorenthalten, Ihnen aber auch Einblicke in die künftige strategische Positionierung der versicherungstechnischen Rahmenbedingungen der Previs geben. Und mittendrin bieten wir Ihnen mit dem Team Bewirtschaftung und Vermarktung noch etwas ganz Handfestes aus unseren täglichen Herausforderungen.

Stefan Muri 
Geschäftsführer
 

 

Erfolg im Jahr 2021 ‒ trotz zweitem Pandemiejahr

Wer hätte gedacht, dass nach dem erfolgreichen 2020 bei den düsteren Aussichten in der Pandemiebekämpfung nochmals ein solch gutes Ausnahmejahr folgen würde? Und kaum sehen wir bezüglich Pandemie ein Licht am Ende des Tunnels, wird die Welt erneut durch einen geopolitischen Barbarenakt erschüttert.

Aus dieser Perspektive ist ein Rückblick auf das Jahr 2021 schon fast widersinnig. Trotzdem nehmen wir das Jahresergebnis 2021 gerne entgegen und verwenden es für die Besserstellung der Versicherten mit erhöhter Verzinsung und weiterer Stärkung der Reserven. Gerade im Hinblick darauf, was uns im Jahr 2022 drohen könnte. Die Deckungsgrade unserer Vorsorgewerke bewegten sich Ende 2021 zwischen 109% und 129%. Damit waren die sogenannten Wertschwankungsreserven (> 100%) in einzelnen Vorsorgewerken schon sehr gut ausgebaut. Andere, wie zum Beispiel die grossen historisch gewachsenen Vorsorgewerke Comunitas und Service Public, hatten zwar die Sollgrösse der nötigen Reserven noch nicht erreicht, konnten aber ein Polster anlegen. Was zumindest in der aktuellen Situation der Anlagemärkte helfen sollte.

Weitere Rückstellungen und tiefe Verwaltungskosten

Im Rahmen der Entscheide rund um den Geschäftsabschluss 2021 hat der Stiftungsrat zudem die Zukunft des technischen Zinssatzes besprochen. Dieser liegt zurzeit bei 1.75%. Derzeit ist die weitere Entwicklung der Zinssituation an den Anlagemärkten unklar. Dementsprechend auch die Auswirkungen auf die Berechnungsgrundlagen zur Obergrenze des technischen Zinses. In Übereinstimmung mit den strategischen Entscheiden zum Umwandlungssatz hat der Stiftungsrat daher entschieden, mit dem Abschluss 2021 mit der Bildung einer jährlichen Rückstellung zu beginnen, damit – falls nötig – der technische Zins in Zukunft weiter gesenkt werden könnte.

Die Verwaltungskosten konnten im Jahr 2021 stabil bis leicht tiefer gehalten werden. Im Hinblick auf die im Jahr 2023 vorgesehene Senkung der an die Anschlüsse und Versicherten zu fakturierenden Kosten ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.

Weitsichtige Immobilienbewertungen

Nochmals zurück zu den Anlagemärkten. Diese haben wie gesagt im Jahr 2021 erneut sehr gute Renditen abgeworfen. Ein detaillierterer Blick zeigt jedoch, dass zum Beispiel aus Sicht der Obligationen 2021 ein durchzogenes Jahr war. Die angekündigten Zinserhöhungen und die Inflation haben bereits Spuren hinterlassen und diese werden 2022 wohl noch ausgeprägter ausfallen. Die Aktienmärkte waren 2021 die Top-Rendite-Lieferanten. Wir haben letztes Jahr fast überall Rekordstände zu sehen bekommen. Selbstredend konnten da unsere direkt gehaltenen Immobilien bezüglich Renditezahlen nicht ganz mithalten. Wobei auch hier bei der Preisgestaltung nach wie vor Rekordwerte zu verzeichnen sind. Diese Preisgestaltung machen wir aber so bewusst nicht mit. Die Bewertung unserer Immobilien haben wir zwar auch leicht nach oben korrigiert, aber vorsichtig und mit Weitsicht. Nach wie vor sind unsere eigenen Immobilien in qualitativer Hinsicht und auch risikomässig unser Fels in der Brandung. Ein Fels, der 2022 noch wichtig werden könnte.

Digitale Stimmabgabe

Nach zwei Corona bedingt auf dem postalischen Weg durchgeführten Delegiertenversammlungen findet 2022 die erste digitale «Versammlung», die e-DV, statt. Der Stiftungsrat hat dies schon vor zwei Jahren so bestimmt. Mit dem grossen Wachstum in Zusammenhang mit der Fusion vor fünf Jahren wurden die organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen für eine physische Versammlung zu einer Herausforderung, die diesen Entscheid befeuerte. Anfang Mai werden die Einladungen zur Teilnahme auf dem elektronischen Weg an die Anschlüsse zuhanden der delegierten Vertretungen der Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden versandt; genauso wie dies in der Vergangenheit auf dem Papierweg erfolgte. Mittels Zugangskoordinaten können die Delegierten dann über unsere e-DV-Plattform ihre Stimmen abgeben. Der Geschäftsbericht 2021 mit den Informationen zum abgelaufenen Geschäftsjahr ist dann auch wie gewohnt auf unserer Website unter www.previs/gb2021 verfügbar.

«Organisation ist die halbe, Flexibilität die ganze Miete»

Ohne sie läuft nichts: Das Bewirtschaftungs- und Vermarktungsteam der Previs ist die Drehscheibe zwischen Mietenden, Hauswarten, Handwerkerinnen und der Eigentümerschaft, der Previs Vorsorge. Die «Mädchen und Jungs für alles», wie sie sich selbst scherzhaft bezeichnen, stellen sicher, dass in den Previs Liegenschaften alles rundläuft. Die Digitalisierung hat ihren Beruf zwar verändert – immer noch gleich wichtig ist jedoch der persönliche Kontakt zu den Mietenden.

Das Telefon klingelt – schon wieder. Angela Guerriero, Leiterin Bewirtschaftung und Vermarktung, verlässt das Meeting zum wiederholten Mal. «Gerade habe ich erfahren, dass es von der Decke einer Wohnung in Wabern tropft», informiert sie. Nun geht alles sehr schnell: Bewirtschafterin Fabienne Affolter ist sofort zur Stelle und übernimmt. Sie bietet Handwerker auf, informiert die Versicherung und schaut nach, wo die Leitungen in der Wohnung liegen – bei einem potenziellen Wasserschaden wichtig zu wissen. «In unserem Job ist Organisation die halbe, Flexibilität aber die ganze Miete», weiss Denise Meyer, Stellvertreterin von Angela Guerriero. Was für Aussenstehende nach einem hektischen Morgen aussieht, ist für die Immobilienprofis Alltag. 

Exzellente Zusammenarbeit

Um die Liegenschaften der Previs kümmern sich fünf Bewirtschaftungsteams, meist bestehend aus einer Bewirtschafterin und einer Assistentin oder einem Assistenten. Ein Vermarktungsteam, zwei Lernende und eine Reinigungsfachfrau komplettieren die Abteilung. Diese zählt 17 Personen, 15 Frauen und 2 Männer. «Hier sind die Frauen am Steuer», lacht die Chefin und berichtet stolz vom «exzellenten» Zusammenhalt im Team. «Wir arbeiten Hand in Hand und springen füreinander ein, wenn Not an der Frau ist.»

Entscheidendes Puzzleteil

Ein Team betreut im Schnitt rund 600 Mietobjekte im Kanton Bern. Branchenüblich sind das eher wenige. Aber: Das Aufgabengebiet der Previs Spezialistinnen ist breiter als anderswo, sind sie doch in den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie involviert. Ihre Kenntnisse aus dem Alltagsgeschäft sind für die Previs Gold wert. «Wir sind am Puls der Gesellschaft und kennen unterschiedlichste Anspruchsgruppen, Lebensrealitäten, Sprachen und Schichten. Diese Erfahrung hilft uns, die Perspektive der Mietenden auch bei Neubauprojekten einzubringen», erklärt Angela Guerriero. Sie wissen, ob Mietende in einem bestimmten Preissegment eher offene oder geschlossene Küchen bevorzugen. Oder auf welche Baumaterialien wegen zu hoher Reparaturanfälligkeit verzichtet werden sollte. Guerriero hat noch ein weiteres Beispiel zur Hand, sozusagen den Klassiker: «Oft müssen wir intervenieren, wenn Architekturteams am Lebensstil der breiten Bevölkerung vorbeiplanen. Der Fernseher steht in der Schweiz nun mal gegenüber dem Sofa.»

Markus Mürner, Leiter Asset Management Immobilien, fasst zusammen: «Nur weil wir die ganze Wertschöpfungskette intern im Haus haben, können wir auf solche Aus-erster-Hand-Infos zurückgreifen. Das erst ermöglicht uns die Qualität, mit welcher wir uns am Markt abheben. So sorgt das bestens eingespielte Team dank Wissen um spezifische, aber gängige Gewohnheiten für zufriedene Mieterinnen und Mieter und verhindert dadurch Kündigungen und Leerstände.» Mürner: «Die Bewirtschaftungs- und Vermarktungsprofis sind ein entscheidendes Puzzleteil im Gesamtgefüge der Previs. Sie kennen die Mietenden, halten unsere Immobilien in Schuss und ermöglichen so die Renditen zur Sicherung der Renten unserer Versicherten.»

Kein Online-Tool ersetzt den persönlichen Kontakt 

Für den Job braucht es ein breites Wissen. Angela Guerriero: «Wir sind in Themen wie Bauphysik, Mietrecht und Buchhaltung fit und nutzen verschiedenste digitale Tools rund um die Vermietung.» Die Digitalisierung hat auch das Berufsbild des Bewirtschaftungs- und Vermarktungsteams verändert. Die Bewirtschafterin Manuela Glauser erinnert sich: «Im Gegensatz zu unserem Lernenden Yezdan habe ich Mietverträge einst noch auf der Schreibmaschine getippt – heute unvorstellbar.» Die immer neuen Tools reduzieren aber nicht automatisch die Arbeitslast: «Bevor bei uns ein neues Programm zum Einsatz kommt, prüfen wir dieses auf Herz und Nieren», sagt Guerriero. «Oft sind nämlich neue Tools mit den bereits im Einsatz stehenden nicht kompatibel.»

Insbesondere bei Erstvermietungen von Neubauprojekten haben sich 3-D-Visualisierungen oder Ortsbegehungen mit VR-Brille noch vor dem Baustart bewährt. Dabei können Interessierte ein Gebäude vor dem Bau an Ort und Stelle erleben. «Gerade während der Pandemie haben sich diese neuen Möglichkeiten als nützlich herausgestellt», bilanziert Markus Mürner. Und dennoch stellt das Team fest: «Neben dem digitalen Einblick möchten viele Mietende den Augenschein auf der Baustelle nicht missen. Der Eindruck vor Ort ist weiterhin wichtig», weiss Guerriero. Die Online-Vorbesichtigung hilft Wohnungssuchenden, für sie unpassende Objekte schneller auszuschliessen und sich gar nicht erst für eine Besichtigung anzumelden. Das bedeutet auch fürs Bewirtschaftungsteam weniger Leerlauf. Und Denise Meyer betont: «Der Mensch steht bei uns im Zentrum, Digitalisierung hin oder her. Ist sich jemand zum Beispiel nicht sicher, wie das digitale Bewerbungsformular heruntergeladen werden kann, helfen wir gerne weiter.»

Fingerspitzengefühl gefordert

Dieses Helfen, dieses Bereitsein, gehört zur DNA der Bewirtschafterinnen und Vermarkterinnen. «Wir sind die Mädchen und Jungs für alles», erzählt Denise Meyer schmunzelnd. «Wir richten in den Wohnungen schon mal ein ‹›Chuchischäftli selbst, trösten nach einem Brand, helfen, Formulare auszufüllen, und erneuern Verträge auch nach dem x-ten Mieterwechsel in einer Wohngemeinschaft mit Ruhe und Humor.» Für Teamleiterin Guerriero ist das Zwischenmenschliche der anspruchsvollste Teil des Berufs. Streit zwischen Mieterinnen und Mietern schlichten oder schlechte Nachrichten wie eine Kündigung überbringen, erfordert Fingerspitzengefühl. Dabei ist kein Tag wie der andere. «Genau diese Abwechslung gefällt mir so», meint Yezdan Isik, Lernender im 2. Lehrjahr. «Zum Glück sitze ich nicht den ganzen Tag im Büro am Computer. Wir sind oft unterwegs und erleben viel.» Die Erlebnispalette ist breit – von tragisch bis fröhlich ist alles vorhanden. An ein berührendes Erlebnis erinnert sich Denise Meyer: «Bei einer Wohnungsübergabe an eine Familie machte der Kleine an der Wohnungstür seine allerersten Schritte. Das zauberte nicht nur den Eltern ein Lächeln aufs Gesicht.» Solche Momente entschädigen für die herausfordernden Seiten des Berufs. «Es ist immer schön, Menschen einen Lebensraum geben zu dürfen», schliesst sie.

Hinten v.l.: Angela Guerriero, Manuela Glauser, Kevin Salihi, Rebecca Stucki, Denise Meyer, Rahel Habegger, Katharina Scheidegger 
Vorne: Beatrice Oppe, Jana Liechti, Sabrina Gnägi, Fabienne Affolter, Esra Inanc, Rahel Tschannen, Stefanie Schneuwly
Auf dem Foto fehlen: Yezdan Isik, Michèle Nufer, Anja den Otter
 

Umwandlungssatz: senken, um die Renten auch in Zukunft zu sichern

Die Lebenserwartung steigt. Das ist für unsere Gesellschaft erfreulich, bedeutet aber auch, dass die Renten länger ausbezahlt werden müssen. Zugleich bleiben die Renditeerwartungen an den Anlagemärkten gedämpft. Deshalb senkt die Previs Vorsorge den Umwandlungssatz ab 2025 von 5.4% auf 5.0% bis 2029. Kompensationsmassnahmen helfen, Leistungseinbussen abzufedern.

Die berufliche Vorsorge steht unter Druck. Denn die Renten sollen auch in Zukunft durch die Beiträge von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und durch Renditen – die dritte Beitragszahlerin – finanziert sein. Doch die steigende Lebenserwartung, tiefe Zinsen, Unsicherheiten bei der Wirtschaftsentwicklung und Verzögerungen bei der BVG-Reform bilden grosse Herausforderungen. Um sie zu meistern, hat der Stiftungsrat der Previs mit seiner Strategie 2022–2026 (www.previs.ch/strategie) verschiedene Massnahmen beschlossen. Dazu gehört die Senkung des Umwandlungssatzes ab 2025.

Was ist der Umwandlungssatz?

Der Umwandlungssatz ist der Prozentsatz, mit dem das angesparte Altersguthaben bei der Pensionierung in eine jährliche Altersrente umgerechnet wird. Die Höhe des Umwandlungssatzes ist abhängig von zwei Faktoren: einerseits von der erwarteten Dauer des Rentenbezugs und andererseits vom erwarteten Ertrag auf dem Rentenkapital, das noch nicht für die Auszahlung benötigt wurde. Mit anderen Worten: Die Lebenserwartung und die Entwicklung der Anlagemärkte sind ausschlaggebend.

Wie entwickeln sich Lebenserwartung und Anlagemärkte?

Die statistische Lebenserwartung steigt zwar in letzter Zeit etwas weniger stark, aber nach wie vor kontinuierlich an. Ein heute 65-jähriger Mann wird durchschnittlich 85.4 Jahre alt, eine 65-jährige Frau 87.2 Jahre. Das bedeutet einen Anstieg der Lebenserwartung in den letzten fünf Jahren um immer noch sieben Monate für Männer und drei Monate für Frauen. Die Dauer der Rentenauszahlung wird also nach wie vor länger. Verschärfend kommt hinzu: Die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer gehen in wachsender Zahl in Pension.

An den Anlagemärkten sind die Renditeerwartungen – auch für das Rentenkapital –gedämpft. Das Zinsniveau dürfte anhaltend tief bleiben, trotz möglicher kurzfristiger Anstiege. Pensionskassen sind aus Risikoüberlegungen verpflichtet, sichere Anlagestrategien zu verfolgen und einen breiten Anlagemix zu pflegen. Dadurch müssen sie beispielsweise einen bestimmten Anteil festverzinslicher Anlagen (Obligationen) halten, die zurzeit keine oder nur geringe Renditen abwerfen.

Vor diesem Hintergrund senkt die Previs den Umwandlungssatz ab 2025 bis 2029 schrittweise von 5.4% auf 5.0%. Aktuell beträgt der Umwandlungssatz 5.5%. 

Weshalb ist der Umwandlungssatz der Previs tiefer als der gesetzliche Umwandlungssatz?

Der gesetzlich vorgeschriebene Umwandlungssatz beträgt 6.8%. Dieser bezieht sich nur auf den obligatorischen (gesetzlichen) Teil des Altersguthabens. Viele Versicherte verfügen jedoch darüber hinaus über weiteres Altersguthaben bei der Pensionskasse. Diese kann den Umwandlungssatz für den überobligatorischen Teil frei bestimmen. Statt zwei separate Umwandlungssätze – für den obligatorischen und den überobligatorischen Teil – zu definieren, können Pensionskassen einen sogenannt umhüllenden Umwandlungssatz für das gesamte Altersguthaben festlegen. Dieser ist grundsätzlich tiefer als der gesetzliche Umwandlungssatz; letzterer bleibt aber für das obligatorische Altersguthaben garantiert. Im Rahmen der BVG-Revision ist eine Senkung des gesetzlichen Umwandlungssatzes auf 6.0% vorgesehen. Der geltende gesetzliche Umwandlungssatz von 6.8% liegt aus Sicht der Previs seit langem deutlich zu hoch und müsste auch für die Zukunft eigentlich tiefer als die vorgesehenen 6.0% angesetzt werden.

Wie wirkt sich die Senkung des Umwandlungssatzes aus?

Durch die Senkung des Umwandlungssatzes wird das Altersguthaben in tiefere Rentenleistungen umgerechnet. Ein Beispiel: Mit einem Altersguthaben von 100'000 Franken und einem Umwandlungssatz von 5.5% beträgt die jährliche Altersrente 5'500 Franken. Kommt – bei gleichem Kapital – ein Umwandlungssatz von 5.0% zur Anwendung, sinkt die Altersrente auf jährlich 5‘000 Franken.

Was gilt, wenn der Umwandlungssatz während der laufenden Rentendauer abgesenkt wird?

Ausschlaggebend ist die Höhe des Umwandlungssatzes zum Zeitpunkt der Pensionierung. Laufende Renten sind von einer Absenkungsphase nicht betroffen. Bei der Previs gilt als ordentliches Rücktrittsalter für Frauen und Männer das vollendete 65. Altersjahr. Von der frühzeitigen Pensionierung ab 58 bis zur aufgeschobenen Pensionierung bis 70 gelten unterschiedliche Umwandlungssätze.

Wie wirkt sich der Umwandlungssatz aus, wenn statt einer Rente das angesparte Altersguthaben als Kapital bezogen wird?

Die Senkung des Umwandlungssatzes hat keine Auswirkung auf einen Bezug des Altersguthabens oder eines Teils davon als Kapital. Der Umwandlungssatz ist nur massgebend für die Umrechnung des Altersguthabens in die Altersrente.

Was tut die Previs, um die Folgen der Umwandlungssatz-Senkung abzumildern?

Sinkt der Umwandlungssatz, reduziert sich wie beschrieben die Höhe der Altersrente. Verschiedene Kompensationsmassnahmen können dazu beitragen, diese Reduktion abzufedern.

Dank dem überarbeiteten Beteiligungsmodell der Previs partizipieren Versicherte und Rentner künftig stärker am Erfolg. Es definiert – unter Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben – den Rahmen für die Verzinsung des Altersguthabens der aktiven Versicherten, abhängig vom Deckungsgrad des jeweiligen Vorsorgewerkes und von der erzielten Anlagerendite. Zugleich legt das Beteiligungsmodell die Voraussetzungen für allfällige Sonderzahlungen an die Rentner fest.

Hat die Previs weitere Kompensationsmassnahmen getroffen?

Die verantwortlichen Organe der Previs haben für die Verzinsung der Altersguthaben in ihren Vorsorgewerken für 2021 einen Zinssatz zwischen 2% und 5% beschlossen. Damit liegen sie über dem gesetzlichen BVG-Minimalzins von 1%.

Um Leistungseinbussen durch die Senkung des Umwandlungssatzes zwischen 2025 und 2029 abzufedern, leisteten die Vorsorgewerke Comunitas, Service Public und Strategie 30 – zusätzlich zur Verzinsung von 2% der Altersguthaben im Jahr 2021 – für ihre Versicherten eine ausserordentliche Einlage. Diese Kompensationsmassnahme betrug für das Jahr 2021 1% des Altersguthabens für die Vorsorgewerke Comunitas und Service Public und 0.5% für das Vorsorgewerk Strategie 30.

Was können Versicherte selber unternehmen, um die Altersleistungen zu verbessern?

Mit einer freiwilligen Einzahlung auf sein individuelles Vorsorgekonto lässt sich das eigene Altersguthaben verbessern. Dieser sogenannte Einkauf, der aus dem Privatvermögen finanziert sein muss, ist auch steuerlich interessant. Auf der Versicherten-App der Previs Vorsorge lässt sich die Wirkung eines Einkaufs online simulieren – und auch gleich umsetzen. Um sein Kapital für das Alter zu verbessern, lohnt es sich zudem, in die private Vorsorge zu investieren, das heisst, in die Säule 3a einzuzahlen. Diese Einlagen lassen sich ebenfalls von den Steuern abziehen.

Welche Möglichkeiten zur Kompensation von Altersleistungen haben Arbeitgeber?

Möglichkeiten zur Verbesserung des Altersguthabens bieten bessere Sparpläne oder etwa der Verzicht auf den Koordinationsabzug, womit die Senkung des Umwandlungssatzes – zumindest teilweise – ausfinanziert werden kann.
 

Nachgefragt bei

Peter Flück, Präsident Stiftungsrat Previs Vorsorge

Ist die Senkung des Umwandlungssatzes die einzige Möglichkeit, um auf die Herausforderungen in der beruflichen Vorsorge zu reagieren?

Es gehört zur Verantwortung des Stiftungsrats, sich intensiv mit den Herausforderungen der beruflichen Vorsorge auseinanderzusetzen. Das hat er auch mit der Strategie 2022–2026 getan. Die Senkung des Umwandlungssatzes ist eine von mehreren Massnahmen. Als Vorsorgeeinrichtung wollen wir im Interesse aller Versicherten und Rentner langfristig stabil, zukunftsorientiert und wettbewerbsfähig bleiben. Der Stiftungsrat hat deshalb auch Massnahmen beschlossen, welche die Vermögensanlagen, unseren Betrieb oder das Wachstum betreffen.

Die Previs senkt den Umwandlungssatz ab 2025 von 5.4% bis 2029 auf 5.0%. Steht sie damit allein oder tun andere Vorsorgeeinrichtungen dies ebenfalls?

Es ist uns ein Anliegen, dass die Versicherten mit Blick auf ihre Pensionierung bestmögliche Klarheit und Planungssicherheit erhalten, weshalb wir die Senkung des Umwandlungssatzes frühzeitig kommunizieren. Grundsätzlich sind die Herausforderungen für alle Pensionskassen gross – und bleiben es auch in Zukunft. Es ist deshalb davon auszugehen, dass sich die umhüllenden Umwandlungssätze in der beruflichen Vorsorge in den nächsten Jahren auch bei anderen Pensionskassen in Richtung 5.0% bewegen werden.
 

Informationsanlässe zur Strategie 2022–2026

Die Previs führt im Frühling drei Informationsanlässe zur Strategie 2022–2026 für Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter durch:

Bern: 10. Mai 2022, deutsch/französisch, und 17. Mai 2022, deutsch

Zürich: 11. Mai 2022, deutsch

Die Einladungen wurden Mitte März 2022 per Mail an unsere Kunden verschickt.
 

Pensionskassen bewegen sich weiterhin in einem anspruchsvollen Umfeld.